6 Monate mit 2 Hunden
Es ist August und mittlerweile ist unser Familienzuwachs Paul seit ziemlich genau einem halben Jahr bei uns. Und das wollte ich zum Anlass nehmen, euch mal in Ruhe zu berichten, wie das Leben mit den zwei Zuckerschnuten so ist.
Wie einige von euch sicherlich mitbekommen haben, haben wir uns intensive Gedanken zum Thema „Zweithund“ gemacht. Es gab auch schon mal einen ausführlichen Beitrag dazu, den findet ihr hier. Woher Paul kommt und wie es zu der Entscheidung kam, dass gerade Paul als Zweithund bei uns einziehen soll, könnt ihr hier nachlesen.
Da Paul viel mehr eine Bauchentscheidung als eine Vernunftsentscheidung war, haben wir uns in der Zeit, bevor er zu uns kommen durfte, sehr viele Gedanken gemacht. Was, wenn sich die beiden einfach nicht vertragen? Was, wenn einer von beiden sichtlich unter der Situation leidet? Wie wird es Kai-Uwe mit der neuen Situation gehen? Mir schwirrten wirklich jeden Tag Fragen über Fragen im Kopf herum..
Aber wie das ja meistens so ist, wenn man sich so viele Gedanken macht, stellte sich dann heraus, dass das absolut unnötig war ;) Aber ich bin halt einfach ein Mensch, der sich mit allen Eventualitäten auseinandersetzt und gerne schon einen Plan B im Kopf zurecht legt. Hätte es zwischen Kai-Uwe und Paul nicht geklappt, hätte ich aber ehrlich gesagt auch keinen guten Plan B in der Tasche gehabt.
WILLKOMMEN IN DER FAMILIE, PAUL
Am 27. Januar war es dann so weit. Wir fuhren in den späten Abendstunden zur Autobahnraststätte, um dort unser neues Familienmitglied willkommen zu heißen. Kai-Uwe hatten wir bewusst zuhause gelassen, weil wir wollten, dass sich die beiden auf neutralem Boden bei einem gemeinsamen Spaziergang kennenlernen und nicht direkt im Kofferraum aufeinandersitzen. Gegen 22 Uhr kam unser Schützling an. Paul war durch den langen und aufreibenden Transport total durch den Wind. Wir setzten ihn in den Kofferraum und da verkroch er sich wie ein Häufchen Elend in eine Ecke und guckte uns verdutzt mit seinen großen Kulleraugen an.
DAS ERSTE AUFEINANDERTREFFEN
Zuhause angekommen hüpfte Paul aus dem Kofferraum und ich wartete mit ihm draußen auf der Straße. Chris ging rein und holte Kai-Uwe. Kai-Uwe stürmte zur Haustür raus und wollte zu mir, um mich zu begrüßen. Mit Entsetzen sah er, dass sein Frauli da einen anderen Hund an der Leine hat. Unverschämtheit aber auch! Da wurde erst mal kurz laut gebellt ;) Wir liefen ein paar Meter und tauschten die Hunde, sodass Kai-Uwe mich auch begrüßen konnte. Danach war er zufrieden. Beim Spaziergang liefen beide friedlich nebeneinander her, hatten aber kein großes Interesse aneinander. Paul lief ziemlich aufgeregt an der Leine. Er war total reizüberflutet, was natürlich kein Wunder war: Der lange und aufreibende Transport, fremde Leute, ein anderer Hund, ein neues Territorium und all die verschiedenen Gerüche… Ziemlich viel auf einmal für so ein Hundchen.
Zurück Zuhause watschelten beide nacheinander ins Haus. Kai-Uwe wirkte etwas irritiert, war aber zu keiner Zeit aggressiv oder territorial zu Paul. Er duldete den vermeintlichen Kurzzeit-Gast ohne Probleme. Da es schon so spät war und Paulchen stank wie ein Iltis, badeten wir ihn noch kurz, gaben beiden ihr Abendessen (auch hier gab es keine Probleme) und nahmen die Zwei zur Sicherheit mit zu uns ins Schlafzimmer. Da sie sich erst 1,5 h zuvor das erste Mal kennengelernt hatten, hatten wir einfach ein besseres Gefühl dabei, sie in der Nacht bei uns zu haben. Kai-Uwe schlief vor Chris Bettseite und klein Pauli schnarchte auf meiner Seite zufrieden vor sich hin. Viel Schlaf bekamen wir aufgrund des lauten Schnarchers nicht aber die Nacht verlief ansonsten reibungslos ;)
DIE ERSTEN ZWEI WOCHEN
Die nächsten Tage waren alle gleich, deshalb fasse ich hier mal die ersten zwei Wochen zusammen. Kai-Uwe realisierte nach und nach, dass es sich bei dem Anderen wohl nicht nur um einen vorübergehenden Gast, sondern wohl um einen Dauergast handeln musste. Anfangs hat es Kai-Uwe überhaupt nicht gepasst, wenn Paul ihm zu nahe kam. Er zeigte sofort die Zähne, wenn Paul ihn versehentlich berührte und einmal schnappte er (nicht ernsthaft sondern nur als Verwarnung) auch nach ihm, weil Paul wie eine kleine Dampfwalze rücksichtslos über Kai-Uwe hinweggetrampelt war. Das hatte gesessen und Paul wagt es seitdem nicht mehr, achtlos über Kai-Uwe zu stiefeln. Als ich ein Bild von den beiden machen wollte, kam Paul für Kai-Uwe’s Geschmack einfach zu nah und dabei entstand zufällig dieses Bild:
Ihr seht also, es war nicht alles von Tag eins rosarot aber so eine neue Situation braucht nun mal auch einfach etwas Zeit, um sich zu finden und zu entwickeln.
Beim Füttern war es ähnlich. Einmal war ein Leckerli unter der Schrank geflogen, das Kai-Uwe sich mit dem Pfötchen hervorfischen wollte. Als er es gerade vor der Nase hatte, kam Paul und wollte es ihm wegschnappen. Da gab es eine Rangelei und Pauli trug ein kleines Löchlein im Schlappohr davon. Ein absoluter Bagatellschaden, der offensichtlich aber notwendig gewesen war. Denn seit dieser Erfahrung hat Paul nie mehr versucht, Kai-Uwe etwas wegzuschnappen. Diese Dinge waren wohl einfach wichtig, um ein paar Grundlagen zu klären. Seitdem hatten wir nie wieder einen Vorfall in diese Richtung.
AB DER DRITTEN WOCHE…
…haben wir eine spürbare Veränderung festgestellt: Auf einmal war es Kai-Uwe völlig Wurst, ob Paul ihn streifte, rempelte oder versehentlich über ihn purzelte. Mit körperlicher Nähe hatte er so gar kein Problem mehr. Nach ein paar Wochen schleckte Paul auch ab und zu mal an Kai-Uwes Öhrchen und auch das war kein Problem mehr. Wenn ich die Zwei zum Zeckenschutz mit Kokosöl eingerieben habe, schleckten sie sich sogar gegenseitig den Rücken ab (geht ja auch viel einfacher, als sich zu verbiegen, um am eigenen Rücken zu schlecken hihi;))). Sie kuscheln zwar nicht miteinander und spielen auch nicht miteinander aber sie scheinen sich mit der Situation bestens angefreundet zu haben. Wir geben uns jeden Tag auch alle Mühe, dass keiner der beiden zu kurz kommt und keine Eifersüchteleien aufkommen können.
Paul hat von Anfang Dinge von Kai-Uwe gelernt. Er hat sich an ihm orientiert und zum Beispiel gelernt, dass man nicht aufs Sofa geht, nach einem Regenspaziergang vor der Haustür wartet, bis die Pfoten abgetrocknet sind und dass man sich vor dem Essen neben den Napf setzt und wartet, bis man das „Go“ zum Fressen bekommt.
Umgekehrt hat aber auch Kai-Uwe sehr von Paul profitiert. Unser Angsthase ist ja nie unsere gefürchtete offene Treppe nach oben gelaufen. Seit er eine Woche beobachtet hat, dass Paul die Treppe freudig rauf und runter läuft, hat er sich überwunden und spaziert die Treppe seither auch ohne Probleme. Und noch besser: Er läuft mittlerweile jede offene Treppe und sogar über seine früher so gefürchteten Gitter und offenen Gullischächte.
Kai-Uwe hat mir rohe Karotten bisher immer vor die Füße gespuckt (und für einen sonst allesfressenden Labbi will das schon was heißen). Seit ich Paul eine Karotte gefüttert habe und der sie mit Genuss gegessen hat, frisst Kai-Uwe sie auch – und das sogar mit Größtem Genuss ;) Er ist sogar ein richtige Karotten-Junkie geworden und hüpft freudig im Kreis, sobald er ein Möhrchen in meiner Hand sieht ;)
Bekommt heute einer der beiden zum Beispiel seinen Kauartikel zuerst, schnappt auch gerne mal der andere frech danach… und dabei nehmen sich beide wirklich nichts ;)
WER IST DER CHEF?
Damit kommen wir schon zur nächsten Frage… Wer hat die Hosen an? Ich muss sagen, dass das am Anfang gar nicht so leicht zu erkennen war. Kai-Uwe hat Paul anfangs wie oben beschrieben in manchen Situationen in die Schranken gewiesen. Paul war aber immer der, der sich zuerst durchs Gartentor drängelte, wenn es Gassi ging und der Kai-Uwe draußen beim Schnüffeln immer Zielich grob zur Seite rammte, wenn er ihm im Weg war. Das hat sich auch bisher heute alles nicht geändert ;)
Aber trotzdem hat Kai-Uwe hier das Sagen. Wir haben unglaublich viele Spielsachen für die beiden. Paul mag zum Beispiel den grünen Plüschball aus dem schwedischen Einrichtungshaus total gerne. Kai-Uwe hat den Ball nicht so oft. ABER sobald Paul sich den Ball holt, kommt Kai-Uwe an und schnappt ihn sich aus seinem Maul – um ihn Ann 10 Sekunden später achtlos fallen zu lassen. Holt sich Paul daraufhin das Plüschschwein, klaut Ka-Uwe ihm das Schweinchen aus dem Maul. Ganz egal, was Paul sich sucht.. Kai-Uwe kommt und nimmt es ihm weg. Manchmal versucht Paul auch, sein Spieli zu verteidigen indem er sich wegdreht. Er knurrt aber niemals oder zieht aktiv daran. Er gibt es immer brav an den Chef ab ;)
Also würde ich sagen, Kai-Uwe hat die Hosen an.. man merkt es aber wirklich selten und auch nur, w ein man ganz genau hinschaut.
DIE LOGISTIK MIT 2 VIERBEINERN
Auch dazu habe ich mir viele Gedanken gemacht und ich muss sagen: Es ist viel unkomplizierter, als ich dachte. Da beide ein ähnliches Aktivitätslevel und ähnliche Auslastungsanforderungen (nämlich sehr wenig – haha) haben, können wir immer gleichzeitig mit ihnen spazieren gehen und beide sind hinterer zufrieden. Da Paul deutlich mehr schnuffelt, als Kai-Uwe, kommt man nicht mehr so schnell voran. Aber das ist ja wirklich kein Problem. Total schön finde ich, dass man mit Paul im Gegensatz zu Kai-Uwe super spielen kann.. Er apportiert unermüdlich und leidenschaftlich gerne so ziemlich alles, was man ihm wirft.. Ob Stöckchen, Ball, Plüschtier oder einen Maiskolben.. Hauptsache, es fliegt weit und man kann es holen ;)
Bei gutem Wetter macht es zeitlich keinen Unterschied, ob man mit einem oder mit zwei Hunden läuft. Bei schlechtem Wetter muss man natürlich etwas mehr Zeit einplanen, da jetzt nicht mehr nur 4 Dreck-Pfötchen und 1 Dreck-Bauch, sondern 8 Dreck-Pfötchen und 2 Dreck-Bäuche saubergemacht werden müssen ;)
EIN TEURER SPAß
Natürlich muss man aber auch ehrlich sagen, dass zwei Vierbeiner schlichtweg doppelt so teuer sind wie ein Vierbeiner. Hundesteuer, Hunde-Haftpflicht, Ausstattung, Futter, Medikamente und Tierarzt – rechnet einfach alles mal zwei ;) Auch beim Urlaub wird es natürlich etwas teurer und bei uns stand z. B. auch die Anschaffung eines größeren Autos mit auf der To-do-Liste. Da Kai-Uwe und Paul große Hunde sind und wir künftig weitere Strecken mit ihnen in den Urlaub fahren möchten, stand der Kauf eines größeren Autos für uns außer Frage.
Wenn ihr vorrangig im Hotel Urlaub macht, muss man auch immer doppelt für beide bezahlen. Manche Hotels möchten auch nicht mehr als einen Hund. Wir verreisen am liebsten über Airbnb, da hat es preislich noch keinen Unterschied gemacht, da man sogar sehr oft gar keinen Aufpreis für den Hund und folglich auch nicht für zwei Hunde bezahlen muss. Wenn euch das interessiert, könnt ihr mal in diesen Beitrag schauen.
2 HUNDE = DOPPELT SO VIEL LIEBE
Unser Fazit: Wir würden uns jederzeit wieder für einen zweiten Hund entscheiden. Man muss aber ganz klar sagen und bedenken, dass Kai-Uwe und Paul mit so wenig zufrieden sind und absolut anpassungsfähige und pflegeleichte Hunde sind. Das Wichtigste für die beiden ist, dass sie genug Aufmerksamkeit und Streicheleinheiten bekommen. Sie müssen nicht viel ausgelastet, beschäftigt und ausgepowert werden und auch nicht stundenlang draußen sein. In der Hinsicht haben wir es mit den zwei wirklich super einfach. Deshalb würde ich sagen, dass wir nicht unbedingt das Maß aller Dinge sind. Es gibt sicher Zweithund-Konstellationen, bei denen das nicht so easy läuft wie bei uns und bei denen deutlich mehr getan werden muss. Logistisch fällt der Zweithund fast gar nicht ins Gewicht, am deutlichsten macht er sich bei uns wirklich nur im Geldbeutel bemerkbar.
Wir bekommen durch die zwei wirklich jeden Tag das doppelte an Liebe und Dankbarkeit und das ist soooo unglaublich schön. Aber man muss lernen, dass man nicht einfach beiden Fellnasen immer gleich gerecht werden kann. Ein Hund notiert ja nicht im Kopf, wie viele Minuten ich mit wem verbracht habe. Aber irgendwie habe ich selbst im Kopf immer mitgeschrieben: Jetzt hast du eine halbe Stunde mit Kai-Uwe gekuschelt und erst 15 Minuten mit Paul. Blöderweise piepst die Waschmaschine. Denkt Paul, dass ich ihn weniger lieb habe, wenn ich jetzt die Wäsche aufhängen gehe? Aber ganz ehrlich? Das ist doch Blödsinn und sicher auch ein Stück weit Einbildung. Es wird sich bestimmt keiner von beiden benachteiligt fühlen, wenn ich den anderen 10 Minuten länger streichle.
Ein Moment hat mein Hundemamaherz letztens in die Höhe hüpfen lassen: Wir haben Paul’s Hundekörbchen gewaschen und Kai-Uwe lag in seinem Hundebettchen. Es war abends schon etwas später und Paul hat auf das Hundebett zugesteuert und sich ganz selbstverständlich zu Kai-Uwe ins Bett gelegt. Für Kai-Uwe war das kein Thema. So einen Moment hätte ich in der Anfangszeit wirklich nie für möglich gehalten (ihr erinnert euch an das Zahnfletsch-Bild von oben, als Paul 20 cm neben Kai-Uwe stand..). Es macht mich überglücklich, wie gut es jetzt mit den beiden funktioniert und dass Kai-Uwe überhaupt kein Thema mehr mit Paul’s Nähe hat.
Wie geht es euch? Macht ihr euch ab und zu auch Gedanken zum Thema Zweithund oder habt ihr schon zwei? Kommt euch die ein oder andere Situation bekannt vor?
Alles Liebe,