Wie Kai-Uwe zu uns kam

In letzter Zeit haben mich viele Fragen dazu erreicht, wie es zu der Entscheidung kam, dass wir einen Hund aus dem Tierheim adoptieren möchten, wie alles ablief und wie unser Kai-Uwe vom weit entfernten Andalusien zu uns gekommen ist. Deshalb möchte ich Euch in diesem Beitrag Kai-Uwe’s Geschichte erzählen.

WIE ALLES BEGANN…

Einen eigenen Hund haben wir uns wirklich schon lange gewünscht. Die notwendigen Voraussetzungen waren aber leider nicht gegeben. Wir wohnten zwar in einer kleinen Erdgeschoss-Eigentumswohnung mit einem wirklich schönen, großen Garten. Leider hatten wir aber beide einen relativ langen Weg zur Arbeit und einen Vollzeitjob. Im besten Fall waren es 40 Minuten pro Strecke, dazu die 8 bis 10 Stunden Arbeitszeit. Für einen Hund wirklich undenkbar, so lange allein sein zu müssen. 

Im Januar 2017 sind wir in ein Reihendendhaus mit Garten umgezogen. Ruhig und ländlich gelegen, am Ortsrand in der Nähe von Wäldern und Feldern. Für einen Hund perfekt. Mit dem Umzug hat sich auch unser Weg zur Arbeit auf max. 10 Minuten Fahrtzeit verkürzt. Dadurch wurde der Wunsch nach einem Hund schon etwas realistischerund noch größer. Da wir aber beide Vollzeit berufstätig sind, waren wir uns nicht sicher ob es zeitlich mit einem Hund funktionieren kann.

Wir wollten es aber einfach mal versuchen. Im Juni 2017 hatten wir für 4 Wochen den Hund von Freunden bei uns in Urlaubsbetreuungund waren somit einen Monat lang Hundeeltern auf Probe. Der Kleine war es gewohnt, tagsüber alleine zu bleiben. Da wir beide flexible Arbeitszeiten haben, haben wir diese zeitversetzt gelegt und schnell gemerkt, dass sich Fulltimejob und Fellnase sich sehrgut vereinen lassen.

Ab da war uns klar: Wir werden einem Vierbeiner ein Zuhause schenken. 

DIE SUCHE GING LOS…

Durch meine Verbundenheit zum Tierheim war von Anfang an klar, dass für uns ein Hund vom Züchter nicht in Frage kommt. Ich habe jahrelang live miterlebt, wie viele tolle Hunde (meist unverschuldet) im Tierheim abgegeben werden und wie es ihnen dort geht. Natürlich geben sich die Tierpfleger größte Mühe aber da die Tierheime so maßlos überfüllt sind, können sie den vielen Fellnasen einfach nicht gerecht werden. Es fehlt an Beschäftigung, Liebe, Familienanschluss und Kuscheleinheiten.

Was mir bei der Suche nach dem passenden Hund für uns so das Herz gebrochen hat ist die Tatsache, dass es einfach so viele unglaublich tolle Hunde gibt, die es nicht verdient haben im Tierheim zu sitzen. Einer toller als der andere. Aber man kann sie nicht alle aufnehmen und muss einfach eine Entscheidung treffen. Eine Tierschutzorganisation sagte zu uns „Mit Ihrer Adoption retten Sie nicht nur den einen Hund, sondern gleichzeitig einen zweiten, weil dadurch wieder ein Platz für einen anderen Hund im Tierheim frei wird – vielleicht sogar für einen Hund, der aktuell in der Tötungsstation sitzt und dem die Zeit davon läuft.“ Naja… zumindest ein kleiner Trost. Trotzdem kommt es einem wie ein Tropfen auf den heißen Stein vor.

Ich hatte ein bisschen Bammel davor, den Tierheimen zu sagen, dass unser Hund unter der Woche tagsüber allein bleiben müsste. Überraschenderweise war das aber gar kein Thema. Eine Tierheim-Mitarbeiterin sagte mir im Telefonat „Die Hunde sitzen im Moment 24 Stunden lang alleine in ihrem Zwinger. Es ist für einen Hund allemal schöner, wenn er tagsüber 6-7 Stunden in seinem Zuhause allein bleiben muss, jedoch die Gewissheit und Vorfreude darauf hat, dass seine Menschen bald wieder nach Hause kommen und sich mit ihm beschäftigen.“ Sie sagte, dass man das Alleinsein abends durch einen tollen Spaziergang mit Training, Spielen und Kuscheln gut kompensieren kann. Man muss seinem Hund abends dann einfach das Gefühl geben, dass er geliebt wird und ihn voll in das Familienleben integrieren. Das sollte für uns kein Problem sein ;)

Nachdem ich mich in den umliegenden Tierheimen umgeschaut hatte, bin ich auf die Seite tiervermittlung.de gestoßen. Dort kann man einige Suchkriterien erfassen wie z. B. Alter, Rasse,Größe, Geschlecht, Standort etc.

Uns war es wichtig, dass der Hund nicht mehr allzu jung ist. Da von vorn herein klar war, dass er tagsüber allein zuhause bleiben muss, kam ein Welpe nicht in Frage. Und ein Junghund, der gerade mitten in der Pubertät steckt und allein zuhause unausgelastet ist, und auf dumme Gedanken kommt, auch nicht. Ein bisschen älter und aus dem Flegelalter heraus sollte er sein.

Außerdem war es uns wichtig, dass er charakterlich ein Familienhund ist, der eines Tages keine Probleme mit Kindern haben würde. Wir haben zwar noch keine Kinder aber finden, bei der Entscheidung, einen Hund bei sich aufzunehmen sollte man langfristig planen. Je nachdem, in welchem Alter der Hund zu einem kommt, ist er für die nächsten 10 bis 15 Jahre ein Familienmitglied. Natürlich ist es immer schwierig, in die Zukunft zu schauen. Aber wenn man z. B. weiß, dass in ein paar Jahren wahrscheinlich Kinder anstehen werden und man sich einen Hund aussucht, der damit definitiv Probleme haben wird kann man ja schon erahnen, dass das langfristig nicht funktionieren wird. Und dann war uns noch wichtig, dass der Hund sich entweder in einem Tierheim oder auf einer Pflegestelle befindet, die für uns erreichbar ist, um sich vorab persönlich kennenlernen zu können und zu schauen, ob es mit dem Hund passt.

Soweit die groben Kriterien. Die Suche ging los. Ich blätterte die Anzeigen online durch und dann entdeckte ich Hugo. Als ich die Anzeige las dachte ich sofort: Das ist er!

HUGO – LABBI AUF KUSCHELKURS

„Ich bin Hugo und wie ihr seht ein Labrador-Mischling. Ich bin jetzt ungefähr 2 Jahre alt und habe wohl schon so einiges erlebt. Nun sitze ich hier im Tierheim Dejan Huella in Andalusien und warte darauf, entdeckt zu werden. Ich mag es, Küsschen zu geben und zu kuscheln.

Ich bin freundlich und manchmal auch etwas stürmisch. Mit den anderen Hunden verstehe ich mich soweit gut, wobei ich die Mädels doch bevorzuge. Die Jungs.. Naja, da kommt´s halt drauf an, wie der andere sich so benimmt.. Ihr wisst, wie ich meine?

Wer nimmt mich so wie ich bin und schenkt mir ein kuscheliges Körbchen und schöne Kuschelstunden? 

Kastriert, gechipt, Standort: Tierheim Dejan Huella, Andalusien, SPANIEN“

LIEBE AUF DEN ERSTEN BLICK

Was für ein toller Kerl.. Passt perfekt! Aber.. Spanien… Andalusien.. verdammt weit weg. Egal! Hugo war einfach toll..

Ich telefonierte mit der Tierschutzorganisation um zu fragen, wie dieser tolle Hund im Tierheim landen konnte. Im Telefonat erfuhr ich, dass er schon seit Februar in Andalusien im Tierheim saß. Die spanische Polizei hatte ihn auf der Straße gefunden und ins Tierheim gebracht. Wie er auf der Straße gelandet ist, weiß man nicht. Armer Kerl…

Auf den Bildern sah er unglaublich traurig aus. Am ganzen Körper kleinere Blessuren und kahle Stellen, der Kopf hing traurig runter. Die Tierschutzorganisation hatte zusätzlich zu ein paar Bildern noch einige Videos hochgeladen um zu zeigen, wie er sich im Umgang mit Menschen, anderen Hunden und Katzen verhält. Es war schnell klar, dass es gut mit uns passen könnte.

Ich leistete bei meinem Mann ein wenig Überzeugungsarbeit und dann füllten wir auch schon die Bewerbungsunterlagenfür die Adoption aus. Bereitskurze Zeit später fand ein Termin zur Vorkontrolle bei uns Zuhausestatt. Das potentielle neue Zuhause wurde für gut befunden und noch am selben Tag kam die Zusage zur Adoption.Jetzt wurde es also ernst. Ob wir hin und wieder Zweifel hatten? Zugegeben immer mal wieder schon. Schließlich hatten wir den Hund, der bald eine Reise über 2.300 km antreten würde, um zu uns zu kommen noch nie persönlich kennengelernt. Aber die Vorfreude überwiegte!

Wir mussten wir uns noch gedulden, bis Hugo die erforderlichen Impfungen für die Ausreise erhalten hatte und ein freier Transport nach Deutschland gefunden war.

DER GROßE TAG

Am 11. November war es dann so weit: Wie vereinbart warteten wir pünktlich um 5 Uhr morgens bei eisigen Temperaturen mit einigen anderen Familien an einerAutobahnraststätte in Bruchsal auf den Tiertransport. Wenige Minuten später kam der Transporter auch schon angefahren. Zuerstwurdendie kleineren Hunde an ihre Familien übergeben.Als alle ihre Hunde übergeben bekommen hatten fragte der Fahrer, ob noch jemand fehlen würde. Ja klar! Hier! Unser Hugo fehlte noch. Ich gab die Kopie des Adoptionspapiers ab und der eine Fahrer rief dem anderen zu „Gran macho blanko“ (also ein großer weißer Rüde). Der Fahrer öffnete die Tür einer Box, die ganz hinten im Transporter stand. Und schonkam uns endlich auch unser Fellnäschen entgegen – fröhlich, schwanzwedelnd und mit erhobenem Kopf. So ein unglaublich schöner Moment!

Er hatte eine sehr lange Reise hinter sich und war über 24 Stunden lang im Transporter von Spanien nach Deutschland unterwegs. Trotzdem war er total aufweckt, aufgeschlossen und fröhlich. Man merkte ihm die lange Reise gar nicht an. Ganz selbstverständlich ging er mit uns zum Auto und setzte sich in den Kofferraum… Als hätte er ganz genau gespürt, dass wir seine neue Familie sind und jetzt ein neues Leben für ihn beginnt.

Und so durfte Hugo, den wir in Kai-Uwe umbenannt haben, im November 2017 bei uns einziehen. Er war die beste Entscheidung unseres Lebens ♥

WILLKOMMEN IM NEUEN ZUHAUSE

Als wir die Haustür aufschlossen und er das erste Mal in unser Haus gekommen ist, lief er ganz aufgeregt auf und ab, schnüffelte in allen Ecken und konnte kaum zur Ruhe kommen. Deshalb sind wir direkt mit ihm spazieren gegangen. Der erste Spaziergang im neuen Territorium mit neuen Gerüchen und neuen Hundebegegnungen war aufregend für ihn. Aber der Auslauf, die frische Luft und die Möglichkeit, sich zu erleichtern haben ihm sichtlich gut getan.

Wieder Zuhause angekommen haben wir Kai-Uwe sein Frühstück gegeben. Das Trockenfutter, das wir als kleine Probepackung gekauft hatten, schmeckte ihm gut.. So gut, dass der Napf nach ca. 15 Sekunden leer war. Wow.. der scheint ja hungrig zu sein.. Später sollten wir noch merken, dass es nicht nur der Hunger war sondern dass wir generell ein sehr gefräßiges neues Familienmitglied hatten ;) Zufrieden legte sich Kai-Uwe nach seinem Frühstück im Wohnzimmer auf den Boden und fing an, seine Liebe und seine Streicheleinheiten einzufordern. Immer, wenn er sich hinlegt und man anfängt ihn zu streicheln, dann kippt er zur Seite um und möchte, dass man ihm das Bäuchlein krault. Von Tag 1 an bis heute. Schmusebär ;)

Am nächsten Tag wälzte er sich schon grummelnd und glücklich auf dem Wohnzimmerboden. Er schien schon jetzt wirklich gut in seinem neuen Zuhause angekommen zu sein. Und schon ab dem zweiten Tag fingen wir auch damit an, in kleinen Etappen das Alleinbleiben zu üben. Erst nur, indem wir kurz vor die Haustür gingen. Dann steigerten wir die Dauer langsam mit einem kurzen Gang zum fußläufig entfernten Bäcker, in den darauffolgenden Tagen wieder langsam mit einer Fahrt zum Einkaufen etc. Mit Kai-Uwe hatten wir wirklich großen Glück. Über unsere Petcam konnten wir beobachten, dass er sich offensichtlich wohl zuhause fühlte. Er blieb ruhig, legte sich hin und machte die Augen zu und ging freudig an die Haustür, sobald er den Schlüssel im Schloss hörte.

KAI-UWE, DAS IST DEIN BETT

Bevor Kai-Uwe zu uns kam, hatten wir ihm ein XXL Hundebett gekauft. Groß, weich, gemütlich… Aber er traute sich nicht hinein. Er beschnupperte das Hundebett und legte sich dann daneben auf den Boden. Nach zwei Tagen legten wir ihm ein Leckerli in sein Bettchen und er setzte ganz vorsichtig die Vorderpfötchen hinein und ging dann aber gleich wieder raus. Vielleicht kannte er so etwas einfach noch nicht. Es dauerte einige Tage, bis er verstanden hatte, dass das jetzt sein Bett ist. In den ersten Tagen, als er sich reingetraut hat, lag immer nur der halbe Hund im Bettchen. Wirklich ein lustiger Anblick. Entweder der Po hing zur Hälfte draußen oder der vordere Teil lag auf dem Boden. Obwohl das Bett doch wirklich riesig war ;) Aber nach einer guten Woche lag Kai-Uwe dann immer komplett in seinem Bett und war wohl auf den Geschmack gekommen. Seitdem findet man ihn in den unterschiedlichsten Positionen im Bettchen lümmelnd und er trägt immer seine Spielsachen dort rein…

EIN ABSOLUTER TRAUMHUND

Kai-Uwe hat es uns vom ersten Tag an wirklich einfach gemacht. Wir waren froh, dass er sich so schnell bei uns wohlgefühlt hat. Er war von Anfang an stubenrein, gibt im Haus keinen Ton von sich (nicht mal, wenn es klingelt) und hat nie versucht, seine Grenzen zu testen. Er hat nie versucht, aufs Sofa zu gehen und wartet nach einem Regenspaziergang geduldig vor der Haustür, bis alle Pfötchen abgetrocknet sind. Ok.. er hat sich in den ersten Wochen zwei, drei Mal etwas vom Tisch gemopst. Einzig und allein unser Fehler.. Bei einem Labbi sollte man einfach nichts Essbares auf Nasenhöhe auf dem Couchtisch stehen lassen, wenn man den Raum verlässt. Denn dann ist es einfach weg. Anfängerfehler ;)

Kai-Uwe ist wirklich ein Traumhund. Ich frage mich immer wieder, wie so ein toller Hund auf der Straße landen konnte.. Irgendjemand hatte ihn ja wirklich toll erzogen. War er seiner Familie einfach zu groß geworden? Oder zu teuer? Haben sie ihn einfach ausgesetzt? Leider werden wir das nie erfahren…

Wie lief die Eingewöhnungszeit bei Euren Wauzis? Wie lief es bei Euren Tierheimhunden? Oder habt ihr einen Welpe? Das ist sicher nochmal eine besondere aber auch eine besonders schöne Herausforderung.

Alles Liebe und bis bald,

PS.: Ich möchte mich noch bei der Tierhilfe Odena für die sehr unkomplizierte und reibungslose Vermittlung und den immer netten Kontakt bedanken! DANKE für dieses tolle Familienmitglied, liebe Tierhilfe-odena.de