Teil 1 |  Darf ich vorstellen? Günther, unser Neuer Alter

Während unseres Italien-Roadtrips haben wir gemerkt, dass ein Wohnwagen für unsere Reisezwecke eine sinnvolle Anschaffung wäre. Zum einen ist es bei einem Roadtrip, bei dem man meist öfter als alle 5-6 Tage die Unterkunft wechselt, ständig ein ziemlicher Act, alles vom Auto in die Unterkunft zu räumen und das Auto dann wieder wie ein Tetris-Profi zu beladen. Zum anderen saßen wir in der Toskana mehrere Tage bei strömendem Regen an einem Ort fest – mit einem Wohnwagen wären wir flexibel genug, dem schlechten Wetter ganz einfach davonzufahren.

Ich muss aber auch gestehen, dass ich Camping immer ziemlich doof fand und mir das so gar nicht vorstellen konnte. Chris überzeugte mich aber von den Vorteilen, sodass ich mir das auf einmal sogar sehr gut vorstellen konnte. Trotzdem werde ich glaube ich nicht so schnell der Typ Urlauber werden, der 3 Wochen mit dem Wohnwagen auf einem Campingplatz verbringt. Mich reizt es, während eines Urlaubs einige Ziele zu bereisen und dabei immer sein eingerichtetes „Schneckenhaus“ mit dabei zu haben und nicht ständig hin- und herräumen zu müssen :)

DIE SUCHE NACH DEM RICHTIGEN

Auf jeden Fall machten wir uns also schon im Urlaub auf die Suche und wälzten Anzeigen. Wir suchten nach einem ungefähr 25 bis 30 Jahre alten Wohnwagen, der technisch gut in Schuss ist. Die Optik war dabei erst mal zweitrangig, da wir den Wohnwagen ohnehin komplett umgestalten wollten. Das Angebot war wirklich sehr groß, doch bei der genaueren Durchsicht der Anzeigen stellte sich schnell heraus, dass man für unter 3.000 nichts bekommen würde, das einigermaßen technisch in Schuss war. Also setzten wir das Budget auf 3.000 bis 3.500 Euro. Dafür waren wirklich einige gute Stücke zu finden. Doch schnell zeigte sich, dass gerade die guten Stücke auch sehr schnell weg waren. Keiner der Verkäufer wollte eine Woche abwarten, bis ein Besichtigungstermin möglich gewesen wäre. Schlimmer noch.. Konnte man nicht am selben oder spätestens am nächsten Tag einen Termin ermöglichen, hatte sich das Thema erledigt. Ziemlich krass..

Wir kamen aus dem Urlaub zurück und entdeckten immer mal wieder ein schönes Exemplar. Doch meist standen die Wohnwägen nicht gerade um die Ecke. Und wenn man den ganzen Tag arbeiten muss, ist es schwierig, abends spontan mal noch schnell 200 km auf der Autobahn zurückzulegen, um sich mal kurz noch einen Wohnwagen anzuschauen. Selbst, wenn wir mittwochs oder donnerstags eine vielversprechende Anzeige entdeckten, waren die wenigsten bereit, bis zum Samstag mit einer Besichtigung zu warten. Ausnahmslos jeder hatte es mit dem Verkaufen super eilig :(

BESICHTIGUNG 1.0

Es gelang uns trotzdem, 2 Besichtigungstermine auszumachen. Beim einen war es so, dass uns zwei Stunden später bereits wieder mit den Worten „Sorry, war gerade spontan jemand da, der ihn direkt gekauft hat“ abgesagt wurde, der andere Termin kam tatsächlich zustande. Wir fuhren 230 km, für die wir uns dank des Ferienbeginns in Norddeutschland stolze 4,5 Stunden durch den Stau quälten. Aber gut – kann man mal machen, denn die Anzeige war vielversprechend ;) Der Wohnwagen war Baujahr 1990, frisch getüvt, mit neuen Schuhen bestückt (also neuen Rädern) und sah auf den Bildern wirklich gut aus.

Im Allgäu angekommen erwartete uns ein von außen ziemlich ramponierter Wohnwagen mit einigen Stellen, die undicht zu sein schienen. Auf den Bildern war er zum Beispiel an der Vorderkante mit einer Schnecke bemalt. Doch die Schnecke diente nicht wie vermutet dem persönlichen Touch.. Nein, sie verdeckte eine riesige Beule, die so weit nach innen gedrückt war, dass sich oben sogar die Leisten verzogen hatten. Von innen war der Wohnwagen aber ganz gut gepflegt und eigentlich toll. Chris klopfte von unten in den Ecken den Boden ab und es fing an zu bröseln.. Wir gingen nochmal in den Wohnwagen und rückten die Möbel zur Seite. Und dann hatte man von oben offenbarte sich der freie Blick auf den Asphalt ;) Es handelte sich also um eine löchrige, undichte Kiste. Vermutlich kam von den durch die Beule bei der Schnecke abstehenden Leisten Wasser in den Wohnwagen.. Insgesamt war der Wohnwagen am Boden in allen vier Ecken morsch. Der Verkäufer wollte das alles anscheinend nicht gemerkt haben. Naja.. Wir ließen die Finger davon und fuhren enttäuscht und frustriert wieder 4 Stunden nach Hause.

BESICHTIGUNG 2.0

Die Woche drauf entdeckten wir mittwochs nochmal eine vielversprechende Anzeige. Leider auch wieder 2 Stunden Autofahrt von uns entfernt. Aber wir vereinbarten einen Termin für den Sonntag und freuten uns. Samstags fragten wir nochmal nach, ob es bei unserem Termin morgen bleiben würde. Daraufhin kam die sprachlich knappe Rückmeldung „Schon weg“. Unser zweiter Besichtigungstermin kam also gar nicht erst zustande.. Wir zweifelten an unserem Vorhaben und fragten uns immer wieder, was eigentlich nur mit den Leuten los war? Eine Zusage oder eine Vereinbarung schien heute absolut nichts mehr zu bedeuten.. Offensichtlich wollte jeder einfach das schnelle Geld für seine Verkäufe haben..

BESICHTIGUNG 3.0

Doch wir gaben nicht auf. Wir entdeckten nochmal einen tollen Wohnwagen und glücklicherweise war der gar nicht weit weg am anderen Ende von Stuttgart. Es waren nur 50 Minuten von uns aus dort hin. Wir riefen an und vereinbarten direkt für den nächsten Tag einen Besichtigungstermin. Er war groß, super geschnitten und neu getüvt.

Der dritte vereinbarte Besichtigungstermin kam zustande, das war ja schon mal gut. Vor Ort erwartete uns optisch ein wirklich schlechter erster Eindruck. Der Wohnwagen war für sein Inserat clever fotografiert worden. All die erheblichen äußeren Macken und Dellen waren auf den Bildern nicht zu sehen – das kaputte Fenster erst recht nicht. Das Innenleben war leider auch nicht viel besser. Von außen schon Pfui und von innen auch einfach nur gruselig. Alles war ungepflegt und heruntergewirtschaftet. Kein Schrank und auch keine Schublade ließ sich problemlos Öffnen, alles war irgendwie verklemmt und verzogen. Um die Dachluken herum war ein offensichtlicher Wasserschaden, der angeblich von früher stammt, vor ein paar Jahren wären die Luken getauscht worden und nun wäre alles dicht… Das Dach des Wohnwagens wirkte, als hätte es einen Knick. Als wäre ein Ast oder eine starke Schneelast daraufgefallen (das würde auch die verzogenen Schränke erklären). Wir ließen die Finger davon und fuhren wieder frustriert nach Hause.

BESICHTIGUNG 4.0

Ich hatte ehrlich gesagt schon gar keine Lust mehr, mir noch mehr Wohnwägen anzuschauen. Im Endeffekt vergeudete man nur seine freie Zeit am Wochenende und fuhr etliche Kilometer – für nichts und wieder nichts.. Montags entdeckte Chris nochmal einen tollen Wohnwagen am Bodensee. Wir müssten ihn allerdings direkt am nächsten Tag anschauen.. Ich dachte mir nur „Och nöööö wieder so ein Stress“ und schob das mal gedanklich weg von mir ;)

Kurze Zeit später wieder eine Mail von Chris „Ich hab unseren Wohnwagen gefunden – der ist es einfach!“ Och Gott.. Wie oft hatte ich das in den letzten Wochen schon gehört ;) Er schickte mir den Link zur Anzeige und er sah tatsächlich ganz gut aus. Aber das war ja bei den anderen Wohnwägen auch so.. Meine Euphorie hielt sich zugegeben ziemlich in Grenzen. Das einzig richtig Gute an der Sache war, dass der Wohnwagen im Nachbarort stand. Also Null Aufwand für uns, die Kiste nach dem Feierabend anzuschauen und dem Ganzen eine Chance zu geben ;)

So fuhren wir abends zum Wohnwagen. Im Gegensatz zu den anderen Verkäufern waren die Leute super sympathisch, ehrlich und aufgeschlossen. Sie verkauften den Wohnwagen schweren Herzens, das merkte man einfach. Aber er sollte Platz für die Anschaffung eines Wohnmobils machen – also durchaus ein verständlicher und plausibler Verkaufsgrund ;) Und der Wohnwagen war toll. Schon von außen.. Er hatte zwar einige wenige Kratzer und Macken und einen Hagelschaden, aber sonst war er total gepflegt. An allen Seiten dicht und alle Fenster in Schuss – Träumchen ;)

Als die Tür aufging, fehlten mir fast die Worte. Es war alles gehegt und gepflegt. Der Wohnwagen hatte 24 Jahre auf dem Kasten und man sah es ihm innen einfach nicht an. Die Küche wurde nie benutzt, da immer draußen gegrillt und im Spülhaus abgespült wurde. Und der Wohnwagen hatte einige Technik-Features zu bieten, da der Verkäufer sehr IT-affin war ;) Neben elektrischen Stützen, die sich über ein Panel neben dem Eingang steuern lassen, hatte er auch ein eingebautes Radio mit DVD-Player und integrierten Lautsprechern, USB-Anschlüsse von außen, um das Handy laden zu können und sogar eine Alarmanlage. Wow. Zum Wohnwagen dazu gab es ein Schloss für die Anhängevorrichtung, ein Vorzelt und eine Abdeckplane. Der TÜV wurde eine Woche zuvor frisch gemacht und die Reifen waren auch fast neu. Wir liefen immer wieder um den Wohnwagen herum und innen durch und suchten den Haken. Es gab aber keinen ;) Lediglich die Gasprüfung stand auf der To-do-Liste. Unser Baugefühl schrie „Das ist er!“ und wir schlugen direkt zu und nahmen unseren Günther, wie wir ihn noch am selben Abend tauften, direkt mit nach Hause.

WILLKOMMEN, GÜNTHER

Wir waren sooo happy und erleichtert, dass die Suche nun endlich ein Ende hat. Doch trotz, dass Günni so gut in Schuss ist, möchten wir ihm komplett umgestalten. Das Muster der Polster und die Farbe der Schränke sind einfach nicht unser Stil und wir möchten ihm unsere ganz persönliche Note verleihen.

Wir haben beide Spaß am Handwerkern und Basteln und möchten den alten Herr zu etwas ganz Besonderem machen. In Kürze beschrieben wäre das: Alle Schränke weiß lackieren, alle Polster neu beziehen, einen neuen Boden verlegen, neue Vorhänge nähen und alles in unserem Stil dekorieren. Im Moment wissen gar nicht, wohin mit all unseren Ideen und warten sehnsüchtig auf die Herbst- und Wintermonate. Denn dann soll es mit der Umgestaltung richtig losgehen.

Bis dahin möchten wir aber spontan mal so ein langes Wochenende mit ihm verreisen. So, wie er im Moment ist. Die Gasprüfung hat er mit Bravur bestanden und jetzt muss nur noch das Wetter mitmachen und los geht’s.

Zum Abschluss möchten wir euch in diesem Beitrag erst mal einen Blick auf den IST-Stand des Innenlebens geben:

Das Grundmaterial ist gar nicht schlecht, oder? Wir sind zuversichtlich, etwas Hübsches daraus machen zu können. Wer uns schon eine Weile verfolgt weiß, wie unser Haus aussieht und dass wir den Landhausstil lieben. Und in diese Richtung soll auch Günther’s Innenleben gestaltet werden. Ich bin gespannt und freue mich, dass ihr Günni auf dem Weg zu seinem neuen Ich begleitet.

Habt ihr auch schon einen Wohnwagen renoviert? Oder einen VW-Bus oder ein Wohnmobil? Oder plant ihr, das in naher Zukunft evtl. zu machen?

Alles Liebe,